Angepinnt Japan Arcade/FGC(GGXrd) Erfahrung/Meinung

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    • Japan Arcade/FGC(GGXrd) Erfahrung/Meinung

      /e by Phils3r:
      !!!
      Hier postet nur Mik und evtl. die anderen Teilnehmer des Ausflugs. Feedback, Dankesagungen und Diskussion bitte im gesonderten Thread:
      Japan Arcade/FGC(GGXrd) Erfahrung - Feedback Thread
      Zuwiderhandlung wird geahndet

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      Hallo zusammen,

      Wie einige von euch wissen waren ein paar Hardedge Member, Arit, ATG, Dracula, Kendeep und ich, für fast drei Wochen im Urlaub in Japan. Urlaub war schön, aber die meisten interessiert sicher Eindrücke von den Arcades und sonstigen Events vor Ort.
      Wollte das Ganze zuerst im GG Xrd Bereich posten, da sich meine Erfahrung hauptsächlich nur auf Xrd bezieht. Am Ende könnte es aber trotzdem den ein oder anderen, interessanten Punkt für Spieler von anderen Games vielleicht beinhalten. Sicher gibt es hier auch nicht unbedingt was komplett neues zu lesen, da ja schon einige in Japan zuvor waren und ihre Eindrücke auch weitergegeben haben. Das einzige was ich bieten kann ist meine Meinung zur aktuellen Szene in Deutschland im Vergleich zu Japan. Bin auch leider nicht in der Lage, alles alleine zu reproduzieren oder wiedergeben, würde mich über Rückfragen freuen, regt auch die folgende Diskussion sicher an.

      Wir waren regelmäßig in der Mikado, dem bekanntesten Anlaufpunkt in Takadanobaba, Tokyo für Guilty Gear seit Jahren. Streamen auch seit langer Zeit auf twitch.tv/joniosan. Ich wurde immer gewarnt, dass die Mikado sehr verraucht und laut wäre und man sehr Probleme hat abzuschalten. Zum Glück hat sich das nicht so bewahrheitet. Man darf zwar rauchen und es ist laut, aber habe schon schlimmeres erlebt. Was mich am meisten erstaunt, Mikado ist hauptsächlich eine Retro Arcade. Sehr viele alte Cabs mit alten Games, würde sagen ca. 66% davon sind damit belegt. Viele alte Shmups und Fighting Games wie Soul Calibur, ST, 3rd, Vampire Savior usw. Die restlichen 33% sind Aime-fähige Cabs auf denen zu 95% nur GG läuft, ein ziemlich krasser Kontrast im Vergleich zu restlichen Arcades. Das Mikado Spielerfeld ist sehr breit gefächert. Vom Anfänger (bis Rang ~20), der seine Combos halbwegs kann und weiß wie sein Char in etwa funktionieren soll, bis zum durchschnittlichen Spieler (ca. Rang 20~25), die nahezu keine Combos droppen und advanced Gameplan ihrer Chars verstehen, bis hin zu den besten Spielern (ab 26 bis 30 gibt's nur noch Ranks mit Namen und Goldplatte, wird im Verlauf des Texts Goldrank getauft.) die nahezualles kennen was GG betrifft.

      Habe lange überlegt wie ich den Post strukturieren möchte, soll kein Erlebnisbericht sein, stattdessen Glieder ich ein wenig und halte die Überschneidungen in Grenzen. Wird außerdem über die nächsten Tagen regelmäßig updated, wird Monsterpost den ich nicht auf einmal tippen möchte und auf Feedback eingeht.


      1. Arcade Setting



      Der wohl vielschichtigste Grund, warum Japan überhaupt Japan ist. Verlieren kostet Geld. Auf diesem Prinzip versuche ich seit Jahren mein Gameplay aufzubauen/umzustellen. Sprich ich sehe jedes Game als ein Investment, verliere ich kommt das für mich einem Value Loss gleich. Hat bei mir erst mit BBCP angefangen meine Ansicht auf FGs anzupassen, !dreieinhalb! Jahre nach FG Start mit SF4. Seitdem verbessere ich mich auch bewusst. Wie hat @Toki immer so schön gesagt? Jedes Match ist EVO Finale. Trotz all meiner Vorbereitung mit Mindset anpassen & Pokererfahrung war ich nicht zu 100% darauf vorbereitet was es heißt 100Yen(~1€) für ein Spiel zu zahlen. Die ersten Matches waren cool, hab gegen alle möglichen Arten von Spielern (Anfänger bis Gold) gespielt, auch ein kleines Turnier mitgemacht, lief gut und mehr gewonnen als verloren. Am nächsten Tag hat mich die Realität aber gut eingeholt. Hauptsächlich Goldspieler in der Mikado. Schnell hat sich die Stimmung bei mir gewendet. Der Hauptgrund dafür waren nicht die Niederlagen, die habe ich auch gegen Spieler in EU, sondern ich muss jetzt Geld und Zeit investieren um eine neue Chance zu bekommen gegen diesen guten Spieler. Denn oft stand hinter mir bereits der nächste Spieler und wartet auf seinen Zug. Das hat mich die ersten Tage völlig aus der Bahn geworfen, trotz meiner Vorbereitung. Eine 10er Loss Streak Online ist zwar unangenehm und tut mir weh, aber ich spüre sie trotzdem nicht im Geldbeutel. Hier sind wir dann auch schon wohl bei meiner ersten und wohl größten Erkenntnis angelangt:

      Arcades zwingen einen noch mehr zum besseren Spielen, wenn man weniger zahlen UND lernen möchte! Ein Loss bedeutet nicht nur +1 und -1 auf der Statistik, sondern beeinflusst mich als Person auf mehreren Ebenen. Meine Zeit wird in Downtime umgewandelt, die man allerdings zum reflektieren verwenden kann und auch sollte. Mein Kontostand leidet, ich muss überlegen wie oft ich heute noch spielen kann und gegen wen. Challenge ich jetzt die Besten der Besten konstant und riskiere sehr schnell meine Credits zu verlieren oder suche ich mir Gegner in der Nähe meines Niveaus und versuche hier, langsam aber sicher, eine Edge zu erarbeiten? Jeder Fehler im Match wird auf einmal viel bewusster, sofern man in der Lage ist ihn zu erkennen. Wer nichts verlieren will stellt sich um. Dieser Grundgedanke wird von Beginn an geschliffen in Japan. Die Einstellung vermisse ich auch bei uns, aber er kann nicht ohne Disziplin hervorgerufen werden. Japaner werden durch den Geldbeutel erzogen, so dumm es klingt.

      Musste mir also Gedanken machen, wie ich den meisten Nutzen aus meinen Investierten Credits raus ziehe. Großartig hierfür sind tatsächlich die Ranks. Im Gegensatz zur Online Umgebung, weil das Feature dort nicht benutzt wird, zieht es in den Arcades sehr stark. Der Rank korreliert idR. immer mit der Stärke im Spiel. Mein Ziel vor dem Urlaub war es Gold zu erreichen, realistisch habe ich mich zwischen 20 und 25 gesetzt. Am Ende war ich 23, bin also zufrieden. Um zum eigentlich Punkt zurückzukommen, Ranks dienen perfekt als Planung für den Arcade Aufenthalt. Gezielte Gegnerauswahl ist großartig. Auf jedem Level verschiedene Spielstile zu erleben ist ein Luxus den GG/ASW Spieler in Europa nicht haben leider. Dank dieser Vielfältigkeit kann man verschiedenste Situationen viel öfters und in mehr Varianten erleben als das bei uns möglich wäre. Also habe ich viel versucht gegen mein eingschätztes bzw. knapp darüber zu spielen. Wenn es gut lief hab ich mir quasi die Credits erspielt mein Limit zu erhöhen, sprich ein Goldrank Spieler zu challengen. Allein die Option zu haben, so ein Trainingsplan zu ermöglichen, ist unfassbar viel Gold wert. Hätte ich dazu noch PMode von Konsole verfügbar wäre es ein Traum.

      Ein weiteres Thema was ich in der Form auch nicht erwartet habe: Arcadeperfect gibt es nicht. Zwischen den einzelnen Cabs gibt es so harte Unterschiede, das hat mich fertig gemacht. Unterschiedliche Auflösungen, Displays, Sticks, Buttons, hier und da FPS Drops, Delays - glaube alles war dabei was für die einige Spieler der Albtraum des Onlines darstellt. In Japan? They don't give a shit, es wird einfach gespielt und fertig. Oft haben diese Variablen einfach sehr wenig Einfluss auf das Ergebnis.

      Was für Schlüsse ziehe ich im Umkehrschluss für DE/EU Szene?

      Wir sind alles verwöhnte Heulsusen. 60€+50€PSN für Games sind ein Witz bei dem Value den wir davon bekommen. habe in meinen 18 Tagen Arcades 110€ gezahlt für 300 Matches. Führt auch dazu, dass wir es alle als Spiel empfinden und einfach sagen können "Ach Loss egal, kann ja nächstes spielen, np". Es wird einfach keine Umgebung geschaffen, in der sich jeder Spieler bewusst sein sollte, was für eine Scheiße er fabriziert. Verlieren kann man schnell verkraften, tut ja nirgends wirklich weh. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist das Mindset umzustellen. Aber ohne ein Umdenken wird die Szene auf Dauer auf diesem Level stagnieren. Ein Ausbrechen von einzelnen Spielern ist auch nur bis zu einem gewissen Maße möglich. Das Topniveau in EU, mit Alioune und King_Rasta einbezogen, seh ich nicht höher als 25-26. Zum Vergleich: In Japan gibt es davon allein über 200 Spieler. Würde mir wünschen das ein Großteil der aktiven Spieler einfach ein Umdenken in ihrem Umgang mit dem Spiel und Mittel die verfügbar sind wie z.B. Online und PMode besser arbeiten.

      Fürs erste war es das, die Tage mehr.
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Mik ()

    • Ich bin leider der faulste Schreiber der Welt, deswegen kommt erst jetzt Teil Zwei. Zuerst gehe ich ein wenig auf den Feedback Thread und andere ähnliche Quellen ein.

      Leider musste ich doch vermehrt feststellen, wie sehr sich auf "Geld" versteift wurde. Wer den Post so aufgefasst hat, sollte doch nochmal genauer lesen und überlegen worum es eigentlich ging.
      Das Geld als "Strafe" zum besser werden ist hier auswechselbar. Wenn ein Loss zu einem Stromschlag führen würde, hätten wir das selbe Ergebnis. Japaner sind von ihrer !GRUNDEINSTELLUNG! gewohnt das Niederlage = Schmerz.
      Dadurch wollen sie !UNTERBEWUSST! schon mehr erreichen, damit sie eben keinen Loss erfahren. Denkt mal drüber nach.

      • 2. Community


      Vorweg: Habe natürlich kein Insiderwissen, sondern die Infos beruhen nur auf meiner oberflächlichen Interpretation aus Arcade und GodsGarden Teilnahme.

      Wie im ersten Post bereits erwähnt, gab es am ersten Tag in der Mikado eine 3on3 Random Turnier für Spieler auf Intermediate Level. Sehr viele Spieler auf unterschiedlichem Level.
      Für das Turnier selbst wurden die (Power)Level der Spieler erfasst und daraus beliebige Teams die in etwa alle das gleiche Level hatten.
      Direkt hier hatte ich schon eine weitere Offenbarung, Japaner geben nichts auf ihr Level und wie Sie eingeschätzt werden. Warum?
      Das Rankingsystem in den Arcades lässt es gar nicht anders zu, harte Realität.

      Auch im Turnierverlauf selbst wurden meine Vorurteile von den ruhigen Japanern ein wenig über den Haufen geworfen. Jedes Team hat sich gegenseitig angefeuert!
      Und mind you, das waren nicht immer Freunde, sondern einfach Random zusammengestellt. Die sind einfach immer mit Spaß und Freude bei der Sache, selbst wenn Sie Xrd ernst nehmen.
      Machomanmo hatte in seinem Post auch erwähnt, dass er zufrieden ist, in einem Land zu leben in dem er auch mal faul sein darf und es ja noch darum geht teilweise Spaß zu haben.
      Japaner sind auch dazu in der Lage und trotzdem auf diesem Niveau zu spielen. Denke in Japan ist der Respekt voreinander und der investierten Zeit einfach höher, deswegen scheint die Grundstimmung sehr angenehm.

      Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass liegt daran das es sich um die Intermediate Spieler handelt, nicht die Goldrank "Profis". Hier kommt GodsGarden ins Spiel.
      Aufgezogen wie ein typisches Deutsches Event, mit Round Robin Pools into Elimination Bracket. Hier waren 80 Mann, auf engstem Raum, gemischt von Intermediate bis sponsored Player auf einem Raum.
      Auch hier keine Spur von Tryhard, NoFunAllowed oder sonstigen Allüren. War einfach eine sehr, sehr angenehme Atmosphäre. Und, wer hätte es gedacht, man kann auch mit den Topplayers einfach so quatschen, sofern man dazu in der Lage ist.
      Das Gleiche ist aber natürlich auch in den Arcades möglich gewesen. Ogawa z.B. hat zu 75% nur mit Spielern gesprochen statts zu spielen. Arcades sind natürlich auch für Japaner ein Ort zum socializen.
      Denn am Ende des Tages sind die auch nichts anderes wie wir, Spieler die gerne Fighting Games spielen!


      Das Einzige, was mir dann doch aufgefallen ist, waren die unterschiedlichen Besucherzahlen in Mikado. Generell ist dort tatsächlich Haifischbecken angesagt, sprich fast nur Goldrank.
      Trotzdem wird dort aber wöchentlich, für Beginner und Intermediate Level, zwei Events abgehalten. Der Turnout ist jedes mal gewaltig. So etwas ist im Westen natürlich unmöglich.
      In einer Nische wie FGs, wird man niemals diese Anzahl an Anfängern und Fortgeschritten sehen, was auch zeitgleich die größte Hürde für jeden Einsteiger sein wird oder auch ist.
      Die Hürde die man nehmen muss, um endlich mal Matches zu gewinnen, ist in Japan viel kleiner und auch viel öfters vorhanden. Bei uns hingegen geht's los mit Kindergartenniveau, lange nichts, Nationalmeisterschaft.
      Da motiviert zu bleiben ist nicht jedermanns Sache. Vermutlich ist das auch der Grund, warum wir so an Spielern klammern. Mehr Spieler schafft einfach ein gesünderes Umfeld um ein Spiel zu üben, lernen und Spaß zu haben.

      Das war es eigentlich, hab den Post leider viel zu spät gemacht, deswegen Entschuldigung im Voraus wenn er unstrukturiert wirkt und die Bezüge nicht mehr so klar sind. :sad:
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